
ARCHIV
Sie interessieren sich für die Historie unseres Wassersportvereins Ziegelaußensee Schwerin e.V. ?
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DIE GESCHICHTE UNSERER REIHENBOOTSHAUSANLAGE
Der Ziegelsee mit einer Fläche von ca. 3,1 qkm gehört heute zu der Sieben-Seen-Landschaft um die Landeshauptstadt und war ursprünglich ein Teil des Schweriner Sees. Durch Verlandungen und künstliche Baumaßnahmen, wie den Paulsdamm im Schweriner See, den Spieltordamm zum Pfaffenteich, die Möwenburgbrücke, die im Jahre 2009 völlig neu restauriert wurde, und Aufschüttungen im Jahre 1922 zwischen Ziegelinnen- und -außensee ist der Ziegelsee gut schiffbar im Status einer Bundes-Wasserstraße nutzbar.
Durch den Bau des sogenannten „Langen Grabens“ entlang der Straße Richtung Güstrow,der heutigen B 104, erhielt der Ziegelsee eine Kanalverbindung zum Schweriner Außensee, und durch den Werderkanal ist der Ziegelsee direkt mit dem Heidensee verbunden. Diese Wasserstraßenverbindungen nutzen nicht nur zahlreiche Wassersportler, sondern auch die Fahrgastschiffe der Weißen Flotte regelmäßig.
Seinen Namen hat der See durch die Ziegeleien, die hier noch bis 1944 in Betrieb waren.
Insbesondere auch der Hafen im Ziegelinnensee, der 1915 eröffnet wurde, und die Erschließung der Industriegebiete mit Speicheranlagen, Brauerei, Holzwerke, Hafenbahn, oder das Molkerei- und Dauermilchwerk an der Möwenburgstraße prägten das anliegende Areal um den Ziegelsee bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Anfang der 70er Jahre wurden einige Uferabschnitte mit vielen Bootshäusern bebaut und heute entwickelt sich das Gebiet immer mehr zu einem attraktiven Wohnstandort unter dem Motto „Wohnen am Wasser“. Von dem ehemaligen Industriestandort ist kaum noch etwas zu sehen.
Wassersport auf dem Schweriner See und auch auf dem Ziegelsee entwickelten sich enorm. Ob Segel-, Ruder-, Kanu-, Drachenboot-, oder Motorbootsport, Wasser-Ski und Surfen, als auch Angeln und Sportfischerei, Schwimm- und Tauchsport, oder einfach nur mal Tretboot fahren - in der Saison wird alles genutzt. Zahlreiche Clubs und Vereine, die mit dem Wassersport verbunden sind, haben sich gegründet.
Auch die Geschichte unserer Reihenbootshausanlage beginnt im Jahre 1973 und kann heute auf eine 40-jährige Tradition zurückblicken. Am 09.08.1973 wurde der Antrag auf wasserrechtliche Zustimmung zur Errichtung von 11 Reihenbootsschuppen mit 128 Boxen beim Wasserstraßen-Amt Grabow gestellt, der am 11.10.1973 bestätigt wurde. Am 24.10.1973 bestätigte auch der Rat der Stadt Schwerin/Stadtbauamt mit Beschluss Nr. 466/73 den Bauantrag zur Errichtung der Reihenbootsanlage an der Uferzone der Möwenburgstraße am Ziegelaußensee. Bauantragsteller war eine „Interessengemeinschaft Bootsschuppenbau stadtgeleiteter Betriebe“. Leitbetrieb und Koordinator war damals der VEB Industriebahn Schwerin, aus der Hafenstraße 6.
Als beteiligte Betriebe oder Organisationen sind aus den damaligen Unterlagen vor allem die Industriebahn, die Holzwerke, das Molkerei- und Dauermilchwerk, Spezialbau Potsdam, Polizei und NVA ersichtlich. Die Auflagen für den Bau waren typisch für diese Zeit, d. h. unter anderem alles war in Eigenleistung ohne Material-Planpositionen zu errichten.
Der zum Ufer des Ziegelaußensee abgeschobene Sendemastberg an der Möwenburgstraße (bis 1949 Funkmast mit 120 m Höhe) bildete die Uferkante für die neuen Bootshausreihenanlagen.
Für die tragenden Teile sollte unbearbeitetes Rundholz genutzt werden, das überwiegend aus dem Windbruch in der Forst um Schwerin selbst geborgen werden musste. Der Orkan „Quimburga“ wütete am 13.11.1972 mit Orkanböen von bis zu 200 km/h mit verheerenden Waldbruchschäden in Schwerin und Norddeutschland, die nun zweckdienlich für den Bootshausbau genutzt werden konnten und den Beschluss der Stadt zum Bau unserer und umliegender Bootshausanlagen wesentlich begünstigt haben dürften.
Der Ausbau von Unterkünften im Obergeschoss der Boxen war damals nicht gestattet und der Bau von genehmigten Gemeinschaftstoilettenanlagen erfolgte erst im Herbst 1976.
Plumpsklo und ein Wasserhahn am Zugangstor der Bootshausreihe waren geduldeter Notluxus und wurden erst Anfang der 80er durch Wasseranbindung zur Box zunehmend komfortabler erschlossen.
Die in der Nähe stationierte russische Armee war mehrfach „Bauhelfer“ mit Technik auf Basis von Naturalientausch; dies hatte Vor- und auch Nachteile, denn nicht immer wurden zum Beispiel beim Rammen der Pfähle die Aufgabenstellungen durch die Soldaten richtig verstanden. Pioniergeist, Organisationstalent, viel Fleiß, Freizeiteinsatz ohne Ende und körperlich schwere Arbeit zeichneten die Gründer und Boxeneigner der ersten Stunde unserer Bootshausanlage aus.
So wurden beim Spezialbau Potsdam bei der Auswahl der Bewerber für die „Interessengemeinschaft Bootsschuppenbau“ Berufe, wie Tischler, Architekt, Projektant oder auch Schlosser bevorzugt, um die anstehenden Arbeiten in Eigenleistung abzudecken. Somit sollte auch ein ausgeglichenes Verhältnis von Interessenten aus der Produktion und aus der Verwaltung des Spezialbaus Potsdam sichergestellt werden.
Dank der fachlichen Kompetenz von Mitarbeitern des „Spezialbau Potsdam“ konten Projektierung, Statik und Rohbau durch die Interessengemeinschaft Bootsschuppenbau in Eigenleistung ausgeführt werden. Am Rohbau eines Reihenbootshaus waren alle künfitgen Nutzer beteiligt. Über die Boxenvergabe hat dann das Los entschieden.
Die Materialbeschaffung war wesentlich von der Kreativität und den „Beziehungen“ der Betriebe bzw. der Bootshausgemeinschaften abhängig. Oft wurde Leistung gegen Leistung oder auch Material gegen Material getauscht. Alte Schuppenanlagen wurden zerlegt, das so gewonnene alte Holz neu getränkt und als Dachschalung verbaut und auch alte gebrauchsfähige Nägel wiederverwendet. Schüler der Hospital-Schule aus Schwerin durften im PA-Unterricht aus verzinktem Verpackungsblech Regenrinnen und Fallrohre biegen, um so eine Bootshausgemeinschaft am Ziegelsee glücklich zu machen. Schilf wurde mit der Hand am Sternberger See bei eisiger Kälte gemäht und durch begabte Dachdecker nach vielen Übungsstunden eingebunden.
Die beteiligten Betriebe versuchten nach ihren Möglichkeiten, ihre Kollegen beim Bau mit Maschinen und Transportlogistik zu unterstützen, waren aber wesentlich von ihren handwerklichen und materiellen Ressourcen abhängig. So waren am Ende doch mit allen verbauten Materialien und Fremdleistungen pro Eigentümer für den Rohbau ca. 8.000,00 bis 10.000,00 DDR-Mark fällig; für die Grundsteuer konnte man sich aber auf einen Einheitswert von 5.000,00 DDR-Mark verständigen.
Die endgültige Fertigstellung der eigenen Box war wesentlich abhängig vom Geldbeutel, Beziehungen und der verfügbaren Freizeit des Eigentümers. Erst Anfang der 90er Jahre mit der Wende wurden vereinzelt Balkone ausgebaut, die Schmutzwasserleitung in die Box zentral für alle Bootshausreihen 2006 gelegt und der individuelle Ausbau nahm auch Dank unglaublicher Baumaterialfülle und Möglichkeiten langsam zu.
Heute befinden sich die Bootshausboxen überwiegend im Eigentum der zweiten und vereinzelt schon der dritten Generation und sind begehrte Freizeit- und Wochenendobjekte für viele Auswärtige ob Ost oder West. Der Kaufwert der Bootshausboxen ist in den letzten Jahren auf Grund der gegebenen Einzigartigkeit der ausgeprägten Natur-, Wasser- und entwickelten Stadtlage und des begrenzten knappen Angebots bei der Beschaffung erheblich gestiegen und wird bei entsprechender Sanierung weiter Bestand haben bzw. noch weiter zunehmen.
Der Verein in seiner heutigen Form wurde am 22.10.1992 unter dem Namen „Verein der Bootshausbesitzer und –nutzer Schwerin, Ziegelaußensee Schwerin e.V. im Vereinsregister eingetragen und am 19.05.2007 nach Satzungsänderung in „Wassersportverein Ziegelaußensee Schwerin e.V. umbenannt. Die Interessengemeinschaft Bootsschuppen besteht seit 1973 und begründet das 40-jährige Bestehen unserer Reihenbootshausanlage und wurde am 01.05.2013 mit einem Jubiläumsfest ausgiebig gefeiert.